Satire: Der neue Kohl-Einfluss im Münsterland

Ausschnitt aus der Satire-Sammlung: Neues aus Klingebiehl

Helmut Kohl und die Ortsschilder Kocholt, Korken und Khede

Prof. Florenz, Professor der Biologie aus Münster im Ruhestand, war in der „Fritten Schmiede“, einer Kneipe in Klingebiehl, erschienen und hatte zerknirscht geschaut. Er habe gestern Nacht einen bösen Alptraum gehabt. Er sei im Traum in die furchtbare Welt der Kohlianer geraten. Der Traum habe mit der geplanten Veranstaltung „Schutz von Flora und Fauna im Münsterland“ zu tun. Die Universität Münster habe ihn gebeten, die Veranstaltung zu organisieren und durchzuführen. Er solle dazu die Region erst einmal bereisen, habe man ihm geraten.

Vor kurzem erst habe er mit der Region zu tun gehabt. Die Geschichte mit der entlassenen Bürgermeister Sekretärin habe ihn ziemlich aufgeregt. Frizzi, die Theken-Frau aus der „Fritten Schmiede“ in Klingebiehl, hatte erklärt, sie erinnere sich gut an die Geschichte mit den dämlichen Kohlianern. Ob die Arme ihren Job wiederbekommen habe. Oder ob dieser komische Bürgermeister sich durchgesetzt habe. Er werde sich erkundigen, hatte Professor Florenz versprochen.

Im Traum war Professor Florenz mit dem Auto ins Münsterland gefahren. Er hatte sich dabei von seinem Navi auf der Rundreise leiten lassen. Sein Auto-Navi von Mercedes Benz hatte sich irgendwann abgeschaltet. Er war dann mit dem Google Maps System weitergefahren. Das hatte sich einige Male auf der Strecke zu Wort gemeldet und ihm erklärt, er fahre nun durch eine Stadt mit neuem Namen. Auf den Ortsschildern am Stadtrand hatte er gelesen: Willkommen im Kreis Korken (früher Borken). Dann war er in einer weiteren Stadt mit auch verändertem Ortsschild begrüßt worden. Dort hatte gestanden: Willkommen in der Stadt Kocholt (früher Bocholt). Vorher war er noch durch einen kleinen Ort gekommen, mit dem Ortschild: Willkommen in der Stadt Khede (früher Rhede). Unter allen Ortsschildern hatte gestanden: Kohlianisch erneuerte Stadt des Münsterlandes. Dank sei Helmut Kohl und seinen Jüngern.

„Flora und Fauna Schutz“ in der kohlianischen Volkshochschule

Im Traum war der Professor dann direkt ins Rathaus einer der Städte gefahren. Er war dort mit der Chefin der lokalen Volkshochschule verabredet gewesen. Die hatte sich sehr interessiert gezeigt an der Veranstaltung zum Thema Natur, allerdings betont, dass der Titel noch umgestaltet werden müsse. Die subversiv anti-kohlianische Sprache des Textes müsse geändert werden. Der Titel „Schutz von Flora und Fauna im Münsterland“ unterstelle, dass der Schutz der Natur das Thema des Vortrags sei. Als ob es nichts Wichtigeres gäbe. Sie erwarte seitens der VHS beim Thema Natur mehr Herz und Bodenständigkeit und ein gutes Heimat-Denken. Ein schöner Titel sei, „Die wunderbare schwarze Heimat-Pflanzenwelt des Künsterlandes (früher Münsterland)“

Man könne diesen Punkt nicht diskutieren, habe die VHS-Direktorin ihm in der Kohl-Kantine beim Menü „pfälzischer Eintopf mit Weißwein aus der Pfalz“ erklärt. In ihrer Stadt herrsche ein neuer Zeitgeist, der anderen Städten auch guttäte. Seinen Protest, Naturschutz sei keine politische Veranstaltung und er sei nicht bereit, schwarze Pflanzen als „einzig echte Natur-Schönheiten“ im Vortag hervorzuheben, hatte sie mit einer Handbewegung beiseite gewischt.

Sie hatte ihn streng angesehen und erklärt, die Stadt Münster und die Universität dort, seien eine sündige liberale Meile. Dort weigere man sich, die Stadt in Künster umzubenennen und die Universität „Helmut Kohl-Universität“ zu taufen. Damit hätte man ein bisschen guten Willen beweisen können, am kohlianischen Geiste zu genesen.

Die neuen VHS Kurse sind keine KO-Tropfen?

Sie habe strikte Anweisung, die VHS-Gelder wertegebunden, also kohlianisch, zu verwenden. Er könne, aber er müsse nicht mit ihrer Volkshochschule kooperieren. Ihre VHS setze nun klare Kohl-Akzente. Das seien keine intellektuellen KO-Tropfen und das sei auch nicht „birnig“, wie manche behaupteten. Das neuen K-Denken sei, geistig eingeordnet, schlichter Retro-Schick in Schwarz mit leichten Braun-Tupfern. Das gefalle Linken, Grünen oder Liberalen natürlich nicht. Aber deren Denken sei gegen die Natur. Es gebe schließlich keine rot-grün-blauen Bäume oder Tiere, nicht einmal Steine in dieser Farbkombination.

Beispielhaft für die neue, schlichte schwarze Denke ihrer VHS sei zum Beispiel der neue Häkel-Kurs: „Topflappen in Schwarz-Rot-Gold“. Auf dieser Linie liege auch der Kochkurs: „Omas Kochrezepte neu entdeckt, Genuss ohne fremdländische Zutaten“. Werbetechnisch wolle man die Pastoren der Stadt bitten, diese Kurse in die Predigten einzubinden und vielleicht auch die Mahnworte vergangener Tage wiederzubeleben und von der Kanzel zu schmettern, „Wer Links oder Grün wählt, ist einer schweren Sünde nicht fern“. Nur wenn alle fest zusammenstünden, könne die geistig moralische Erneuerung Deutschlands endlich gelingen.

Seminare früheren Zuschnitts mit der Erwähnung der Namen Nancy Faser oder Robert Habeck seien heute undenkbar. Deren Denken sei „Zicke-Zacke Hühnerkacke“, um mal deutlich deutsch zu reden. Die Region müsse wieder mehr regional und national denken, habe der Bürgermeister gefordert. Die VHS sei politisch zur Neutralität verpflichtet, müsse also mittig gestimmt werden. Jeder Kohlianer wisse, dass die Mitte sich rechts vom Mittelpunkt befinde. Wer das nicht wisse, sei im Kopf oder hinter den Ohren grün oder links und müsse dringend bei 90 Grad schwarz gewaschen werden.

Professor Florenz rennt schreiend davon

An dieser Stelle sei er schreiend aufgewacht, hatte Prof. Florenz der Thekenfrau Frizzi erklärt. Seine Frau habe ihn gebeten, die geplante Veranstaltung „Schutz von Flora und Fauna im Münsterland“ an junge Kollegen abzugeben. Sollten die sich doch mit diesen Birnen herumschlagen. Franzi hatte dem ergrauten Professor einen Schnaps über die Theke geschoben und erklärt, es sei gut, dass er sich in Klingebiehl befinde. Hier sei dieser Ko-Wahnsinn mit hl-Endung noch nicht ausgebrochen.