Satire: Führer Fiffi und die Glatzenpolitur „Germanenstolz“
Teil der Satire-Sammlung: Neues aus dem „Strammen Max“
Glatzenpolitur „Germanenstolz“ und grüne Koteletten
Ferdinand Friedrich Fittner, von Freund und Feind „Fiffi“ genannt, hatte seinem Chef sein Mittagessen über den Kopf gekippt und das ohne Absicht. Er hatte sich in der Kantine von hinten an den Chef herangeschlichen. Eigentlich hatte er im Vorbeigehen nur feststellen wollen, ob sein Chef, auch kahlköpfig, denselben Wachs für die Glatze benutzte wie er auch, nämlich die Glatzenpolitur „Germanenstolz“. Er war mit dem Tablett hinter seinem Chef stehen geblieben, für einen kurzen Schnuppertest. Genau in dem Moment war sein Chef aufgestanden und der Gemüseeintopf mit dem klangvollen Namen, „Quer durch den Berliner Garten“, hatte sich über Kopf und Jacke des Chefs ergossen. Die sehr langen Koteletten des Chefs waren grün gefärbt worden. Diese Koteletten gaben ihm im Arbeitsalltag der Klinik, wo er Personalchef war, etwas ganovenhaftes, und waren der sichtbare Tribut an seinen Helden, den englischen Detektiv Sherlock Holmes.
Fiffi war seinem Chef treu ergeben und hatte eigentlich nur bestätigt haben wollen, dass sein Chef und er die gleiche Glatzenpolitur mit dem klangvollen Namen „Germanenstolz“ trugen.
„Kombiniere, Sie wollen Ärger“
„Kombiniere, Sie wollen Ärger“ hatte ihn sein Chef angefaucht. Schallendes Gelächter hatte den Abgang von Personalchef „Sherlock“, so nannten ihn alle in der Klinik hinter seinem Rücken, begleitet. Fiffi hatte sich schnellstens in sein Hausmeister-Büro im Keller der Klinik verzogen, den er seinen Führer-Bunker nannte. Er bewunderte seinen Chef über alles und fragte sich, mit welchem seiner berühmten Sätze der ihn „zusammenscheißen“ würde. Es sei nicht an dem, lautete eine seiner beliebten Redensarten. Auch das Wort „multi“ nutzte er gerne in verschiedensten Kombinationen. Gerne forderte er auch ein sportliches Verhalten von seinen Mitarbeitern ein, wenn er Überstunden verordnete. Multifaktorielle Gründe sprächen für Fiffis unbezahlte Überstunden, hatte ihm Sherlock vor kurzem erklärt. Ein Gespräch mit dem Betriebsrat zu diesem Thema sei nicht an dem. Er hatte sich weitere Belästigungen durch Fiffi verbeten und ihm im letzten Jahr, anlässlich dessen Bitte um ein Gespräch, geschrieben, Fiffi habe es schon wieder getan. Fiffi hatte nicht gewusst, was er schon wieder getan haben sollte, war aber schwer beeindruckt gewesen.
Fiffi hatte im „Strammen Max“ erklärt, Personalchef könne man nicht lernen, man sei es oder nicht und Sherlock sei eine geborene Personalchef-Führer-Figur. Der mache einen fix und foxi, und das sei gut so. Genauso müsse ein Chef sein. Er überlege, sich die Koteletten auch bis unter den Mund wachsen zu lassen.
Führer Fiffi fragt sich, was tun?
Tags drauf hatte Fiffi eine Mail von Sherlock bekommen, der ihn zu einem dringenden Personalgespräch eingeladen hatte, aus multifaktoriellen Gründen. Fiffi hatte im „Strammen Max“ die Männer-Runde gefragt, was er zu erwarten habe und tun solle. Der Braune Bruno hatte ihm geraten, er solle sich aufhängen.
Der scharfe Rudi hatte gefragt, ob Fiffi eine Freundin habe, die er dann trösten könne. Kneipen- Besitzer Erich, von allen Rommel genannt, hatte erklärt, Fiffi solle „einen auf doof machen“ und behaupten, eine innere Stimme habe ihm den Angriff befohlen.
Adolf Willwoll hatte ihm geraten, er solle dem Chef eine Dose „Germanenstolz“ schenken und seinen Kopf dazu auf einem silbernen Tablett servieren. Das sei technisch vielleicht ein bisschen schwierig, aber er könne ihm von zu Hause ein solches Tablett besorgen. Seine Frau Eva serviere darauf sonntags immer den Kuchen.
Fiffi hatte sich seinen Siegelring einige Male vor den Kopf geschlagen. Eine Lösung war ihm dabei nicht eingefallen. Auf dem Weg nach Hause hatte er vor dem „Hanf-Nest“, der linken Szenen-Kneipe gegenüber, noch die Luft aus drei Lasten-Fahrrädern in grün rausgelassen.
Er war nun bereit, sich dem Zorne seines Chefs zu ergeben. Es gab in diesem Leben nun einmal Schafe und Hirten oder Untertanen und Führer. Er hatte mit der Aktion, „Gemüseeintopf: quer durch den Berliner Garten“, eindeutig die Arschkarte gezogen und musste nun die Prügel abholen, die ihm dienstgradmäßig zustand, so seine Kopfschmerz-Analyse spät nach Mitternacht.