Satire: Linni als St. Martin und Jens Spahn als Badman?

Ausschnitt aus dem Satrie-Buch: Friedrich Merz- Die Abenteuer von Merzi und Lini

Rens Ran oder so ähnlich setzt neue Maßstäbe als zorniger Erzengel

Es war Freitagnachmittag und DCBuH-Generalsekretär Linni hatte sich Zeit nehmen wollen, seine geheime Beziehung genüsslich zu pflegen. Sein süßes Geheimnis hatte die Presse diese Beziehung genannt. Doch Linni war brutal aus seiner Sekt-und Sonnenschein-Laune herausgerissen worden. Sein Team aus Ratterborn hatte ihm per WhatsApp auf das Handy geschrieben, ein Parteifreund namens Rens Ran oder so ähnlich, säge ganz heftig an den Stühlen von Merzi und Linni. Ran fordere sie medial heraus in Sachen Flüchtlinge. Ob er sich schon das Ran-Video angeschaut habe, das Batman-Video. Eigentlich sei der Clip eine Satire der Heute Show über Jens Spahn in Form eines Trickfilmes. Die eigenen DCBuH-Leute schienen das aber nicht zu begreifen. Sie applaudierten dem Video begeistert.

Eben sei die Partei-Freundin Liesel Höcker in Linnis Büro vor Ort erschienen und habe erklärt, endlich passiere mal was. Jeden Tag kämen neue Flüchtlinge nach Ratterborn. Und keiner verhindere das, außer eben dieser Rens Ran oder so. Der rede nicht nur vom Schutz nationaler Grenzen, der tue auch was. Der Linni könne sich da eine Scheibe abschneiden. Der Ran habe Mumm in den Knochen. Sie habe da einen eindrucksvollen Film im Fernsehen gesehen, bei dieser witzigen Tagesschau, der Heute Show. In ganz Ratterborn schickten sich die Leute den Clip per WhatsApp und Facebook zu. Im Clip hieß es, ein Jens Spahn patrouilliere jetzt jeden Abend an den Außengrenzen der EU. Erwische er dort einen illegalen Einwanderer, poliere er dem höchstpersönlich die Fresse.

Liesel Höcker hatte erklärt, sie habe dem Rens einen Daumen hoch Emoji geschickt und ihm geschrieben, sie bete für ihn und die gute Sache. Sie sei gläubige Christin, im Kirchenvorstand und bibelfest. Der Ran sei im Film wie ein heiliger Erzengel mit Feuer und Schwert über die Sünder hergefallen. Sie habe lange überlegt, wie sie ihre Angst vor Fremden, die Rens Ran-Aktion und ihren Glauben unter einen Hut kriegen könne, doch der Herr habe ihr im Gebet den rechten Weg gewiesen. In der Bibel heiße es nämlich, liebe deinen Nächsten wie dich selbst. Das täte sie gerne, sie bete jeden Abend vor dem Einschlafen für sich und ihren verstorbenen Mann, dass der nicht mehr solange im Fegefeuer schmoren müsse. Dessen Motto: Wein, Weib und Gesang habe ihm ein kurzes Leben beschert und jetzt eben das Fegefeuer. Sie schlösse ihre Enkelkinder auch ins Gebet mit ein. Flüchtlinge seien außerhalb ihr Gebet–Gebietes. Flüchtlinge seien für sie nicht die Nächsten, höchstens die Übernächsten. Wenn sie die alle in ihr Gebet einschließen müsse, käme sie ja gar nicht mehr zum Schlafen. Der Herr habe ihr das Leben und die Gesundheit gegeben, auf dass sie beides pflege. Jetzt sei ihr Abgeordneter, der Linni, und der Rest der faulen DCBH-Bande dran, dem Ran mit gutem Beispiel zu folgen.

Linni aber hatte am Handy den toten Mann gespielt, nicht auf die Signale seines Teams reagiert. Sein Anrufbeantworter hatte erklärt, sein Tages-Motto laute: carpe diem, nutze den Tag. Jetzt sei Wochenende und nicht Wochentag. Jetzt sei Zeit für die Liebe. Ab Montag sei er wieder telefonisch erreichbar.

Das Linni-Team, das Doktor Büro, übernimmt

Das Linni Team Ratterborn, alle studierte Doktoren des Rechts, der Philosophie und der Kommunikation, in Ratterborn das Doktor-Büro genannt, hatte sich zusammengesetzt. Sie hatten sich gefragt, was Linni tun würde, wäre er nicht von Amors Pfeilen getroffen worden und zurzeit geistig außer Betrieb. In einer Nachtsitzung hatten sie ein Anti-Ran-Aktionsprogramm, einen Linni-Werbe-Clip für Ratterborn entwickelt. Die wichtigste Aussage des Films sei, dass Linni eindeutig ein guter Mensch sei und was tue gegen illegale Flüchtlinge. Der Aktionsplan lautete in Kürze: Der Film werde in Ratterborn gedreht. Linni werde als St. Martin unterwegs sein und eine Heldentat vollbringen. Im Hintergrund sei der Dom zu sehen. Morgen Nachmittag werde der Film gedreht. Morgen Abend werde Linni sich schon als christlicher Held von Ratterborn im Internet bewundern können.

St. Martin-Linni im Einsatz

Am Morgen hatte sich Marlene, Doktorin der Philosophie und dreifache Mutter, ein weißes Ross vom einem Reiterhof am Stadtrand geliehen. Felix, Doktor der Rechtswissenschaften, Single und stark auf Parteilinie, hatte sich vom Kostümverleih ein St. Martins Kostüm mit Schwert, garantiert familientauglich, geliehen. Richard, Doktor der Medien– und Film Wissenschaften, hatte seine Filmkamera startklar gemacht und eine Film Analyse der Schleppervideos des letzten Jahres gestartet. Er hatte hundert Videos ausgewertet auf der Suche nach dem typischen Schlepper Van und war fündig geworden. Dann hatte er dem Polizei Präsidenten Ratterborns, einem guten Freund von Linni, mitgeteilt, man sei einer Schleuser Bande von Flüchtlingen auf der Spur. Linni höchstpersönlich werde die Bande morgen stellen und der Polizei übergeben. Man werde sich melden.

Am Nachmittag war Marlene dann in das Kostüm geschlüpft und hatte sich eine Linni Maske aufgesetzt. Die Maske war eine Familien-Arbeit ihrer Kinder. Nicht schön, aber von Herzen kommend, hatte sie betont und in der Kita hergestellt. Dann hatte sie das Pferd bestiegen und alle hatten sich auf der Landstraße hinter dem Pferde-Hof, mit Blickkontakt auf den Dom, auf die Lauer gelegt. Ein typischer Schlepper Van war nach zehn Minuten bereits aufgetaucht. Er hatte die typischen Merkmale eines Schlepper Vans. Ein uralter Sprinter mit verblasster Farbe, verschmutztem Kennzeichen, überladen und mit überhöhter Geschwindigkeit unterwegs. Es war der Maler-Geselle Leo Pfusch auf dem eiligen Rückweg von einer samstags Schwarz-Arbeit mit dem geliehenen Firmen Wagen.

Marlenes Mann hatte mit dem Familien Volvo die Straße blockiert und den Van zum Stehen gebracht. Richard hatte die Polizei angerufen und vom einem Schlepper- und Flüchtlingsfang berichtet. Dann war St. Martin, bzw. Marlene auf der Bildfläche erschienen und Richard hatte mit den Dreharbeiten begonnen. Zusätzlich waren alle Handys der Kinder im Auto auf sie gerichtet gewesen. Sie hatte mit wehendem St. Martins Kostüm den Van umritten. Leo Pfusch hatte den Van von innen verriegelt und auch die Polizei alarmiert. Er werde gerade von einer maskierten Person auf einem Pferd überfallen. Leo Pfusch hatte alles mit dem Handy vom Innern des Autos her gefilmt, wenngleich mit zittrigen Händen.

Dann war Marlene als Linni vom Pferd gesprungen und hatte versucht, die Reifen des Schlepper Vans mit dem Schwert zu durchstechen, um dem Schlepper die Weiterfahrt unmöglich zu machen, eine Heldentat eben. Das Schwert war dabei zerbrochen, es war aus Blech und stumpf, somit familientauglich. Maler Geselle Pfusch hatte verzweifelt auf die Hupe gehauen und hatte das Wasser in sich nicht mehr halten können. Das Leihpferd war im gestreckten Galopp in Richtung Pferdehof gesaust und die Polizei war mit Blaulicht eingetroffen. Bevor die Polizei tätig werde konnte, hatten die Kinder ihre Videos bereits an alle Freunde verschickt. Dr. Richard hatte seine Aufnahmen von der heldenhaften Tat Linnis gegen Schlepper und illegale Flüchtlinge an die Presse geschickt.

Leo Pfusch hatte die Nacht im Krankenhaus verbracht. Anschließend war er in die Psychiatrie überwiesen worden. Er hatte eine St. Martin Phobie einwickelt und war so in die Geschichte der Psychiatrie eingegangen. Er schlug seither wahllos auf rote Mäntel ein, versuchte es jedenfalls. Sein Heilungsprozess dauere an, hieß es von Zeit zu Zeit in der Presse.

Linnis Doktor Team hatte eine lange Nacht auf dem Revier verbracht. Das Team hatte nicht verhindern können, dass mehrere Fassungen des Ereignisses im Netz kursierten. Die Videos der Kinder waren unter dem Titel „Mama als St. Martin verkleidet“ im Internet zu sehen. Richards Presse Videos und die Film Aufnahmen von Leo Pfusch, der Presse von seinem Anwalt zur Verfügung gestellt, hatten den Titel „ St. Martins Terror in Ratterborn“. In der Presse hatte es tags drauf geheißen, „Dreht Linni durch?“

Diese Clips hatten Linni jäh aus der Sekt-Laune gerissen. Linni hatte all seinen Einfluss aufgeboten und Leo Pfusch tags drauf mit Presse-Gefolge am Kranken Bett besucht. Er wolle Empathie zeigen, hatte er erklärt. Leo Pfusch hatte beim Anblick von Linni einen Tobsuchts-Anfall erlitten. Linni hatte dazu gesagt, hier habe die DCBuH offensichtlich und bedauerlicherweise einen Wähler verloren.