Satire: Gerd Schröder tritt als Alt-Bundeskanzler zurück?
Ausschnitt aus dem Satire-Buch:
Kim, die unbekannte Quelle, berichtet exklusiv von Rücktrittsplänen
Kim Schröder, die Quelle, die nicht genannt werden wollte, hatte sich wieder bei der „Bild-Zeitung“ und dem US-Magazin Politico gemeldet. Heute schicke sie kein Selfie aus Moskau mit dem Roten Platz als Hintergrund, die Hände zum Gebet gefaltet. Heute melde sie nicht, dass ihr Ehemann nach Moskau gereist sei. Heute melde sie, dass ihr Ehemann, der Alt-Bundeskanzler Gerhard Schröder überlege, vom seinem Amt zurückzutreten. Soviel könne sie aus der morgendlichen Lagebesprechung mit ihm berichten. Anbei schicke sie ein Video des Frühstücks-Gesprächs zwischen ihr und ihrem Ehemann. Der Film sei natürlich streng vertraulich, es dürfe aber daraus berichtet werden. Das Video war in den Redaktionen viral gegangen, wie die unbekannte Quelle erhofft hatte. Anbei Ausschnitte aus dem Film.
Gerd Schröder im Rücktritts-Rausch und Russland-Treue und Eishockey
„Was für Weicheier“, hatte Gerd geflucht und die Tageszeitung an die Wand geworfen. „Olaf Scholz in Trauer über Tote in der Ukraine“, hatte dort gestanden. Olaf Scholz hatte zum Business Anzug eine schwarze Krawatte getragen. „Lässt sich von Säbelrasslern aus der Ukraine“, beeindrucken, hatte Gerd Schröder gemault. Er überlege, von seinem Amt zurücktreten. Gestern habe er die Ehrenbürgerschaft der Stadt Hannover zurückgegeben, heute denke er darüber nach, die Alt-Bundeskanzlerschaft kündigen.
Dann werde er sich von denen verabschieden, die sein gestiftetes Kirchenfenster nicht einbauen wollten. Dann werde er sich vom Fußballspiel verabschieden, Fußball werde überbewertet. Die Loge von Hannover 96 sei außerdem zu zugig, die Nord-Kurve der Borussen sei ihm schon immer zu prollig gewesen. Sein Rausschmiss dort zeige, dass alle diese Jungs keine Klasse hätten.
Er werde somit mehr Zeit für seine Jobs in Russland haben, die ihm immerhin ein Jahreseinkommen von fast einer Millionen Euro garantierten. Eishockey sei auch ein feiner Sport. Der Wladimir habe mit sechzig Jahren damit angefangen. Nach ein paar weiteren Kältebehandlungen, sei auch er bereit zum Kampf auf dem Eis. Und der Wladimir habe gesagt, er dürfe bei ihm mitspielen, seine Mannschaft gewinne immer.
Kältebehandlung und frisch im Kopf
Dann hatte er sich, so das Video, für drei Minuten zur Kältebehandlung (Kryotherapie) in die Tiefkühltruhe im Keller gelegt. Er wolle sich ganzkörperlich erfrischen, hatte er geknurrt. Der Wladimir und er hatten beim letzten Betriebs-Ausflug der Abteilungsleiter von Gazprom und Kreml Verwaltung ins Wellness-Center Sibirien dieses Rezept entdeckt. Sie hatten eigentlich nur draußen vor der Sauna eine Stange Wasser kaltstellen wollen, ganz nach cooler Männerart. Dann war ihnen aufgefallen, dass sie beide beim Blick in den Spiegel um Jahre verjüngt ausgesehen hatten und sie sich auch irgendwie leichter gefühlt hatten. Eher spielerisch hatten sie so das Geheimnis der Kryrotherapie kennengelernt.
Drei Minuten in eisiger Kälte bedeutete 600 Kilokalorien weniger, eine gestraffte Haut und mentale Fitness. Dem Gerd waren die Besuche in der Kälte-Kammer zu einer lieben Gewohnheit geworden. Die Kim hatte geschmachtet, er sehe danach noch knackiger aus. Nach gemeinsamen Minuten in der Tiefkühltruhe war das gemeinsame Auftauen mit Sekt zu einer geschätzten Paar-Übung geworden.
Gerd tritt mit Protest zurück und geht in China eine neue Sonne für den Gerd auf?
Er habe die Schnauze voll, vielleicht schmeiße er hin, hatte der Gerd, zurück aus Moskau, in Hannover erklärt. Das sei proaktives Handeln, hatte er der Kim deutlich gemacht. Seine Leute im Bundestagsbüro und sein Dienstwagen-Fahrer hätten sich davon gemacht. Sie hätten ihm seine Russlands-Jobs zum Vorwurf gemacht. Das sei inakzeptabel unsoziolistisch, einfach nur humanistische Träumerei.
Bevor der Olaf Scholz ihm nun seinen Dienstwagen streiche, sein Büro, seinen Ehrenplatz im Bundestag oben auf der Empore und sonstiges Trallala, sei es vielleicht besser, wenn er ihnen den Scheiß vor die Füße schmeiße. Die Ehrenbürgerschaft der Stadt Hannover habe er bereits geschmissen. Er habe das ganz nach Manager-Art gemacht. Ein Kurzbrief bei LinkedIn habe gereicht. LinkedIn sei genial für jeden Lobbyisten. Das sei ein kostenfreies Netzwerk aus Kalifornien zur Pflege bestehender Geschäftskontakte und zum Knüpfen von neuen geschäftlichen Verbindungen. Mit dabei seien über 660 Millionen Nutzer aus 193 Ländern. Allein in China gäbe es 48 Millionen Mitglieder und er habe ja bekannter Maßen eine Schwäche für das Asiatische.
Der Enkel-Trick und Willy Brandt
Er, als Enkel Willy Brandts, habe mehr Respekt verdient, hatte Gerd Schröder dann feierlich erklärt. Seine Liebe zu Willy einen Enkel-Trick zu nennen, sei unterirdisch, wobei er nichts gegen Gas sagen wolle. Er habe dem Willy immer nachgeeifert, dabei aber auch eigene Akzente gesetzt. Der Willy sei nach der Kanzlerschaft im Nord-Süd-Geschäft tätig gewesen. Sein Spiel habe geheißen „Arm gegen Reich“. Der Willy habe eine Schwäche für arme Socken gehabt. Der Willy sei oft bei der UNO gewesen und habe für die einen Riesen Schinken geschrieben, den Nord-Süd-Bericht, irre lang und wissenschaftlich langweilig. Er kenne keinen, der das gelesen habe. Und der Willy habe Geld gespendet. Schließlich habe er den Friedens-Nobelpreis bekommen.
Er, der Gerd Schröder, sei mehr im Ost-West-Geschäft tätig geworden. Sein Spiel heiße „Reich mit Reich“ oder „Immer reicher werden im Osten“. Es gebe im Osten wirklich blühende Landschaften, der Helmut Kohl, auch ein Alt-Kanzler, habe völlig recht gehabt. Die Kohle läge praktisch auf der Straße, manchmal auch unter der Erde. Monopoly-technisch gesprochen, befände sich das Kohle-Zentrum in Russland auf dem Roten Platz, habe er herausgefunden.
Er sei nun nicht, wie der Altkanzler Willy Brandt, in der UNO unterwegs gewesen, sondern in russischen Vorständen. Er habe auch einen Schinken geschrieben, eine Autobiographie und das für viel Kohle. Und es gebe noch einen Unterschied zu Altkanzler Willy. Er spende kein Geld, er sammle eher Geld, das aber in jeder Währung. Man habe ihn auch nicht für den Friedens-Nobelpreis vorgeschlagen. In Deutschland sei er angezeigt worden wegen Verbrechens gegen die Menschlichkeit. Aber immerhin, man kenne nun auch seinen Namen weltweit und das Gerede vom Enkel-Trick mit Opa Willy sei Verleumdung. Viele Genossen hielten ihn immer noch für einen der ihren. Irgendwelche anderen SPD-Loser wollten ihn aber aus der SPD rauskicken. Es hieße, dass er mit seinem Verhalten die SPD schädigen würde. Er solle sich von Putin distanzieren und seine Posten bei russischen Staatskonzernen aufgeben. Das gehe die gar nichts an. Er werde wohl wieder einen Rundbrief bei LinkedIn schreiben müssen, dieses Mal an die Genossen.
Ansonsten fühle er sich topfit und sei immer noch ein cooler Hund und werde jeden Tag jünger. Er übernachte neuerdings in der Tiefkühltruhe. Nicht kleckern sondern klotzen, sei schon immer sein Motto gewesen. In seiner Fußball Mannschaft habe er den Spitznamen “Acker“ gehabt. „Vorwärts immer, rückwärts nimmer“, habe er schon damals erklärt.
Gerd Schröder, seine Liebe zu China und Lotus-Blüten
Seine Karriere als Lobbyist habe gerade erst angefangen. China sei auch ein riesiges Land und er sage schon seit langem, dass eine moralisierende Politik gegenüber China zum Scheitern verurteilt sei. Sein Engagement für China sei ehrlich. Er liebe Asien und seine Ehefrau Kim. Er könne deutschen Männer nur empfehlen, nach herbem Doris- oder Hillu-Duft, die sanften Lotus-Blüten Asiens auszuprobieren.