Satire: der Weihnachtsmann bittet um Asyl
Aus dem Satire-Buch: Hotte-Hoppe-Heiter
Pfefferspray und Weihnachtsmann
An der Haustür wurde lautstark geklopft und Ferdinand bewegte sich langsam, das Pfefferspray im Anschlag, auf die Tür zu. Er hatte in der Zeitung gelesen, der Umsatz an Pfefferspray sei in den letzten Monaten um 700 Prozent gestiegen, die Deutschen litten unter diffuser Angst. Er hatte sich verstanden gefühlt und gleich auch mehrere Spraydosen erstanden. Er riss die Tür mit einem Ruck auf, bereit sein Leben zu verteidigen.
Ein verdatterter Weihnachtsmann vor der Tür riss die Arme hoch und brach in Tränen aus. Er ließ sich auf den Treppenabsatz fallen und hielt sich den Sack mit Geschenken schützend vor den Bauch. Er wimmerte immer wieder die Worte: Asyl, Asyl, Asyl.
Ferdinand war erschüttert und verfrachtete den schluchzenden Weihnachtsmann in seine Küche. Kater Meier, sein treuer Hof Kater seit nunmehr sechzehn Jahren, bot dem gestressten heiligen Mann seinen persönlichen Schutz an und nach einem guten Schluck Glühwein fand der Weihnachtsmann auch seine Sprache wieder. Er erklärte, er stehe nun in einigen Ländern auf der Todes- oder Fahndungsliste und bitte um Asyl. Er sei seines Lebens nicht mehr sicher, wenn er weiterhin seinen Beruf ausübe und Kindern weltweit Geschenke bringe.
Der unsichere Luftraum und Schlittenfahrten über den USA
Im Luftraum über den USA hätten ihn Aufklärungsflugzeuge gesichtet. Das sei früher erfreulich gewesen. Man habe ihm zugewunken und die Girls hätten Luftküsse herübergeschickt. Er habe im Luftschatten der Flugzeuge mitfliegen dürfen und somit seine Ziele schneller erreicht.
Diese Mal jedoch hätte die US-Mannschaft ihm herübergefunkt, sein Bart sehe islamisch aus und ob er zum Islamischen Staate gehöre. Er habe darauf bestanden, Mitarbeiter eines christlichen Gottesstaates zu sein, und nein, in dem Beutel auf seinem Rücken sei keine Bombe versteckt und nein, er sei nur füllig und um seine Hüften habe er keinen Sprengstoffgürtel geschnallt, den ein roter Mantel verberge. Ja, seine Schlittenfahrt sei nicht angemeldet und nein, der Schlitten sei nicht gepanzert, sondert vergoldet.
Er habe die Weihnachtsreise in die USA abbrechen müssen. Die Flugzeuge hätten ihn nach Alaska abgedrängt und er sei schließlich in den sibirischen Luftraum geflüchtet. Dort hätten ihn russische Aufklärungsflugzeuge in Empfang genommen.
Der russische Geheimdienst hält den Weihnachtsmann für schwul
Der Weihnachtsmann erklärte, er habe sich richtig gefreut, in Russland zu sein, schließlich sei er den russischen Menschen als Väterchen Frost bestens bekannt. Doch hier hätten sie ihn gleich abgeschossen und nur dank der himmlischen Gleitschirme, die in die Kufen des Schlittens eingebaut seien, sei er einigermaßen sicher gelandet. Er sei umgehend Mitarbeitern des russischen Geheimdienstes überstellt worden. Die hätten gleich Gummihandschuhe angezogen und ihn gefragt, ob der Aids habe. Sein roter Mantel mit weißer Borte sei ja wohl voll schwul, sein Dauergrinsen voll unmännlich, er sei eine Gefahr für die öffentliche Moral. Er glaube doch wohl nicht, dass man ihn in die Nähe von Kindern lassen werde. Ob er denn nicht wisse, dass schwule Propaganda gegenüber Kindern in Russland strafbar sein.
Einer habe ihn angepinkelt. Und als sie ihm gedroht hätten, es ihm so richtig zu besorgen, habe er einen höllisch-himmlischen Not-Start hinlegen müssen.
Saudi Arabien will den Weihnachtsmann enthaupten
Er habe seine Reise dennoch fortgesetzt, dieses Mal in Richtung „Heiliges Land“. Schließlich gebe es auch in den arabischen Gebieten viele Christen-Menschen. Über dem arabischen Luftraum hätten ihn deutsche Tornados erspäht, die Piloten hätten ihm freundlich zugewunken. Weisungsgemäß hätten diese sein Erscheinen dann wohl weitergemeldet an verbündete Kampfverbände. Minuten später dann hätten ihn arabische Kampfflugzeuge in den saudi-arabischen Luftraum abgedrängt und dort zur Landung gezwungen.
Seine Bibel im Rucksack sei als der Versuch interpretiert worden, hier zu missionieren. Als er sich geweigert habe, zum muslimischen Glauben zu konvertieren, sei er umgehend zum Tode durch das Schwert verurteilt worden. Seine Schlittenhunde hätten ihn schließlich retten müssen. Vor denen hätten die Araber ziemliche Angst gehabt. Und wiederum habe ihn nur ein beherzter Not-Start seines Schlittens retten können.
Der Weihnachtsmann kündigt
Schluchzend hatte der Weihnachtsmann seinen Kopf auf den Küchentisch gelegt. Kater Meier redete ihm gut zu. Beide verschwanden schließlich im Büro. Als sie von dort wieder auftauchten, erklärte der Weinahmachtmann freudestrahlend, er habe denen da ganz oben per Mail gekündigt. Er bedankte sich bei Kater Meier für den Schutz und das Passwort für den Computer. Minuten später sah Ferdinand ihn gemächlich die Straße hinunterschlendern, seine Schlittenhunde sprangen fröhlich um ihn herum.