Satire: Hardy Linni und der Kopftuch-Terror
Ausschnitt aus der Satire-Serie: Die Abenteuer von Merzi und Linni
Furchtloser DCBuH-Generalsekretär schlägt IS-Terroristin in die Flucht
„Furchtloser DCBuH-Generalsekretär schlägt IS-Terroristin in die Flucht“, hatte der „Ratterburger-Volksbote“ getitelt. „Ratterburg fassungslos“, hatte das Dom-Blatt tags drauf geschrieben. Die BILD-Zeitung hatte erklärte, im westfälischen Ratterborn sei ein IS-Netzwerk ausgehoben worden. Getarnt als Zahnarzt-Team sei es muslimischen Terroristen beinahe gelungen, den beliebten Volks-Politiker Hardy Linni zu ermorden. Nur seine Reaktionsschnelle und das couragierte Durchgreifen seines Body-Guards habe sein Leben gerettet. Der „Express“ die überparteiliche Nachrichten-Quelle für den patriotischen Ratterborner, hatte über Hintergründe berichtet. Demnach war es der als Zahnarzt-Team getarnten IS-Zelle gelungen, Hardy Linni auf den Behandlungsstuhl zu locken. Auf der Pressekonferenz im DCBuh-Parteihaus in Berlin hatte sich Hardy Linni tags drauf den Fragen der Presse gestellt.
Linni und der coole Zahnarzt vom „Happy-Team“
Man habe ihn reingelegt und arglistig getäuscht, hatte Linni erklärt. Er habe eine neue Zielgruppe für die Wahl-Werbung ansprechen wollen und sei dem Rat seiner Nichte Rita gefolgt. Er habe in seiner Heimatstadt Ratterborn zum jährlichen Zahn-Checkup gemusst. Seine Nichte habe geschwärmt, sie kenne da eine ganz geile Zahnarzt-Praxis. Alle aus ihrer Clique gingen dahin. Da dürften die Praxis-Mädels sich piercen lassen, Tattoos haben und auch Kopftuch tragen sei dort kein Problem. Der Zahnarzt und sein Team würden sich „Das Happy-Team“ nennen. Sie könne ihm da einen Termin besorgen.
Da solle er mal hingegen und davon ein Selfie mit Team ins Netz stellen. Das bringe die DCBuH vielleicht aus der Schnarch-Ecke. In ihrer Klasse hieße sie wegen ihm schon die Spießer-Trine. Sie habe schon überlegt, die Schule zu wechseln oder ihren Namen zu ändern. Dauernd wollten Jungs mit irgendwelchen Narben im Gesicht und strengem Seitenscheitel sie im Tanzkurs zum Tanz auffordern und immer solle sie Grüße an Onkel Linni ausrichten. Diese Jungs seien krass uncool. Die nannten sie junges Fräulein und wollten ihre Hand küssen. Manche trügen DCBuh-Partei-Schlippse. Jetzt nenne man sie in der Schule schon „junges Fräulein Spießer“. Das sei voll das Mobbing und sie werde zu einigen Partys nicht mehr eingeladen. In den Multi-Kulti-Nachtclub, „Cooles Ratterborn“ käme sie schon lange nicht mehr rein.
Der Workshop „Vielfalt im beruflichen Alltag“
Der DCBuh interne Staatsschutz hatte dann schnell ermittelt, dass der Anschlag auf Linni von langer Hand vorbereitet worden war. Auf der Schule von Rita Linni war im Rahmen des Oberstufenkurses Politik und Gesellschaft das Projekt „Vielfalt im beruflichen Alltag“ gestartet worden. Geistiger Vater des „Projektes“ sei der Grüne Kultur-Beauftragte Ratterborns gewesen. Es sei sogar gelungen, den katholischen Kaplan Grünsporn für das Projekt zu gewinnen. Im Projekt-Antrag habe es heuchlerisch geheißen, Schüler sollten in den Firmen Ratterborns Praktika machen, um Erfahrungen zu sammeln für das spätere Berufsleben. Auch interkulturelle Erfahrungen sollten gesammelt werden, eine Sensibilität für Menschen aus fremden Kulturen sollte gefördert werden. Maria, eine Freundin von Hardy Linnis Nichte Rita, habe eine Praxis-Woche in der muslimischen Terror-Zelle „Happy Team“ verbringen wollen, wusste BILD zu berichten. Unwissentlich sei sie zur Komplizin des IS-Terrors gemacht worden.
Das Schulamt in Ratterborn klärt auf
Tage später hatte das Schulamt der Stadt Ratterborn eine Erklärung abgegeben. Darin hatte es geheißen, man bitte darum, von Vorverurteilungen des Projektes, des Projekt -Teams und der Schüler Abstand zu nehmen. Befragungen des Schulamtes, von Schulpsychologen und der Kriminalpolizei hätten folgendes ergeben:
Die Schülerin Maria M. habe darauf bestanden, interkulturelle Erfahrungen als junge Frau mit Kopftuch zu sammeln. Der Zahnarzt Dr. Thorsten, der Chef des „Happy Teams“, habe erklärt, er fände das cool. Er habe als Zivi auch Zeit im Rollstuhl verbracht, zur Vorbereitung für die Arbeit im Senioren Heim. Maria M. habe sich ein buntes Kopftuch aus dem Kleiderschrank ihrer Mutter entliehen, ohne deren Wissen. Sie habe es sich in der Zahnarzt-Praxis von Dr. Thorsten ein paarmal um den Kopf gewickelt und mit einer Haarnadel festgesteckt. Gleich beim ersten Patienten sei dann ein Malheur passiert. Sie habe eigentlich bei der Behandlung von Hardy Linni nur neben der Assistentin des Zahnarztes stehen sollen, um zuzuschauen. Als Hardy Linni, ein Freund der Familie, auf dem Behandlungsstuhl gelegen habe, habe sie sich, entgegen jeder Absprache, neugierig nach vorne gedrängt, um Linni zu begrüßen.
Gerade als der Zahnarzt ein wenig Zahnstein habe entfernen wollen, habe sich das völlig unkundig gebundene Kopftuch gelöst und sei auf Linnis Gesicht gefallen. Der habe gleich heftig um sich geschlagen, sich an ihr festgeklammert und lauthals nach Hilfe gerufen. Sein Body Guard, Rudi Hauweg, sei dann ins Behandlungs-Zimmer gestürmt. Er habe den Zahnarzt, die Assistentin und sie mit Handkanten-Schlägen niedergeschlagen, gefesselt und geknebelt.
Das Schulamt betonte, Maria M. habe bei der polizeilichen Vernehmung erklärt, Linni habe sich bei dem ganzen Durcheinander offensichtlich im Zahnstein-Bohrer festgebissen, sie dann umklammert und dabei qualvoll gestöhnt. Maria M. entschuldige sich vielmals bei Hardy Linni für ihre Neugierde und dem von ihr verursachten Ärger. Ebenso entschuldige sie sich beim Zahnarzt Dr. Thorsten und dem gesamten „Happy-Team“. Sie hoffe, das Praktikum beim Zahnarzt Dr. Thorsten fortsetzen zu können, wenn der aus der Untersuchungshaft entlassen werde.