Satire: Rens Rahn fordert Merzi zum Philosophen Streit heraus
Ausschnitt aus dem Satrie-Buch: Friedrich Merz- Die Abenteuer von Merzi und Linni
Bäcker und Autohändler haben eine Philosophie, Rens Rahn auch
Jeder besitze heute eine Philosophie, hatte Rens Rahn, Abgeordneter aus dem Münsterland, geklagt. Es werde Zeit, dass er hier auch erfolgreich tätig werde. Sein Bäcker, Reiner Seggewiss, habe eine Back-Philosophie entwickelt. Er backe seine Delikatess-Brötchen nur bei Vollmond. „Keiner backt wie Reiner“, verkündeten bunte Buchstaben mit Sternen auf den Fensterscheiben seiner Bäckerei. Sein Auto-Händler, Knut Kutsche, habe eine Reifen-Philosophie entwickelt. „Runde Reifen nur bei Knut“, sei im Städtchen überall auf Plakaten zu lesen.
Vielleicht habe er auch schon eine Philosophie entwickelt, hatte Rens Rahn seiner Büro-Chefin in Berlin, Dr. Elisabeth Rickenböller, geschrieben. Er habe eine Kuss-Philosophie entwickelt. Er könne am besten küssen, wenn er Wein getrunken habe, sage sein Schatz. „Knutschen nur bei Wein“, hieße seine Philosophie. Er stehe ab sofort Talk-Shows zu diesem Thema zur Verfügung.
Seine Büro-Chefin, die studierte Philosophin Rickenböller, hatte ihm geschrieben, eine richtige Philosophie erkläre, wo alles herkomme, was es sei und wo es hingehe. Das habe der griechische Philosoph Aristoteles 300 Jahre vor Christi Geburt erklärt. Weder Bäcker Reiner, noch Autohändler Knut und er schon gar nicht, hätten eine Philosophie entwickelt. Sie hätten bestenfalls ein Geschäftsmotto und eine Lebensphilosophie gefunden. Rens Rahn hatte ihr geantwortet, vielleicht habe er eine kleine Philosophie einwickelt. Bei seiner Kuss-Philosophie sei das so: Er wisse wo das herkommen, er sei in seinen Schatz verliebt. Er wisse auch, was es sei, es sei Sex. Und er wisse auch, wo es hinführe, sie landeten meistens im Bett. Also sei er im gewissen Sinne ein Philosoph. Er bitte darum, auf seiner Homepage unter sein Foto zu schreiben: Rens Rahn, christlicher Politiker und Philosoph. Im Übrigen habe er philosophisch mehr zu bieten als sein Rivale, der Merzi.
Die DCBuH-Rivalen Merzi und Rahn
Rens Rahn konnte es Merzi nicht verzeihen, dass der und nicht er, Vorsitzender der DCBuH geworden war. Er sei jünger, könne besser reden und er habe mehr Haare auf dem Kopf als dieser Rüpel aus dem Sauerland, erklärte er häufig und nicht nur seinem Beichtvater. Also hatte er beschlossen, Merzi zum Philosophen-Streit herauszufordern. Merzi solle ihm seine Philosophie doch mal darlegen, hatte er gefordert.
Rahn hatte auch auf der Homepage geschrieben, abgesehen davon, dass er gut küssen könne, sei er auch ein Mann mit Tradition, mit Gruppen- und Ehrgefühl. Er habe eine gute Philosophie. Deutschland brauche einen Kanzler mit einer guten Philosophie.
An Merzi adressiert, stand auf der Homepage, ihm sei nicht klar, welche Philosophie der habe. Ob seine Lust aufs Fliegen seine Philosophie sei. Auch Fliegen könnten fliegen. Und er sei ein guter Fliegen-Killer. Sein Schatz habe ihm erklärt, wenn er was richtig gut könne, dann sich heimlich anschleichen und dann zuschlagen. Er sei ein ganz heimlich Unheimlicher.
Der Aufruf zum Philosophen Streit
Rens Rahn hatte dann die Presse zu einem philosophischen Abend auf den Hof seiner Familie ins Münsterland eingeladen. Das Motto des Abends lautere: Rens Rahn, der Number One Philosoph der DCBuH.
Er werde mehr über sein Woher verraten, das Jetzt und das Wohin, hatte er verkündet. Er könne jetzt schon sagen, bei der Suche nach dem
Woher, sei er auf edle preußische Vorfahren gestoßen. Bei der Analyse des Jetzt habe er herausgefunden, dass er sich in edler konservativer Gesellschaft von Rittern befinde. Das Wohin sei klar, er gehöre an die Spitze der DCBuH, nicht jene philosophie-freie Fliege namens Merzi.
Rens Rahn und die Pickelhaube
Rens Rahn hatte bei seinem Presse-Auftritt im Münsterland eine Pickelhaube getragen. Die habe er auf dem Heuboden des Familienhofs gefunden, hatte er stolz verkündet. Sein Ur-Ur-Ur-Großvater sei preußischer Grenadier gewesen. Das Münsterland sei damals eine preußische Provinz gewesen. Das erkläre seine zackige Art und das eigentlich nimmermüde Locken-Wachstum auf seinem Haupt. Mit dieser Pickelhaube werde er von nun an im Bundestag sitzen und ein Signal setzen für preußische Disziplin und Ordnung. Wer ihm in die Quere käme, der werde aufgespießt. Er sei kein Spießer, sondern ein Aufspießer. Jetzt müsse es wieder nach Kaiser-Art heißen, „Pardon wird nicht gegeben“. Die anwesenden Journalisten hatten die Kulis über die Blöcke flitzen lassen, die Fotografen hatte Rens Rahn immer wieder mit der Pickelhaube fotografiert. Der hatte das Kinn kühn in die Luft gestreckt. Dann hatte ein Journalist die Pickelhaube ganz nahe ran gezoomt und am Rande gelesen „Made in China“. Rens hatte erklärt, so sei das mit den Chinesen, die würden immer alles kopieren. Seine Original Pickelhaube sei im Familien Tresor.
Die Journalisten des Münsterlandes waren sauer gewesen. War Rens Rahn ein Luftbeutel? Die Verleger des Münsterlandes und die DCBuH hätten noch einiges mit ihm vor, hatte Rens Rahn ihnen hunderte Male erklärt. Wer es nicht glaube, könne ja seinen Verleger fragen. Das hatten die Journalisten nicht vor, die meisten von ihnen hatten eine Familie zu versorgen, andere eine Freundin, manche in Übererfüllung ihrer Christen-Pflicht sogar beides.
Der Schmiss / Schwiss
Rens Rahn hatte sich für das Missverständnis entschuldigt. Er sei vom Herzen her und auch ohne Kopfbedeckung zackig drauf und wie gesagt, der echte Helm liege im Familien Tresor in der Bank. Dann hatte Rens Rahn der Presse einen weiteren philosophischen Knaller präsentiert, wie er versichert hatte. Stolz hatte er auf einen frischen Schnitt auf der rechten Wange hingewiesen. Diesen Schmiss habe er beim ehrenhaften Fecht-Duell mit seinen Ritter Freunden erworben, hatte Rahn erklärt, nicht beim morgendlichen Rasieren. Er habe jetzt einen Schmiss auf der Wange. Er sei in edle rechte Ritter-Kreise aufgenommen worden. Er wisse jetzt nun umso besser, wo er stehe, nämlich an der Seite edler Recken, die der woken Schlaffheit von heute furchtlos mit dem Säbel entgegenträten.
Er müsse aber darauf bestehen, diesen Beweis männlichen Heldenmutes einen Schwiss zu nennen. Soviel Stolz müsse sein, habe ihm sein Mann aus Berlin gefunkt. Der Schwiss werde sein schmissiges Auftreten noch verstärken. Männer mit Schmiss hätten ihm allerdings bisher viel Ärger gemacht. Darum nenne er den süßen Kratzer im Gesicht seines Liebsten auch lieber einen Schwiss.
Ungläubig und skeptisch nach der Sache mit der Pickelhaube hatte einige Journalisten in der Kaffee-Pause die überschaubare Menge schlagender Verbindungen im Münsterland kontaktiert. Alle schlagenden Verbindungen des Münsterlandes hatten jeden Kontakt zu Rens Rahn mit Empörung zurückgewiesen. Ein Verbindungs-Presse-Mensch hatte erklärt, sie seien farbentragend und schlagend. Aber die Regenbogen-Farben tragenden Jungs seien von einer anderen Fraktion und ohne Kontakt zu ihrer Verbindung. Dazu hatte es ein langes Grölen und Rülpsen im Hintergrund gegeben. Die seien nicht ihr Bier, hatte einer noch gerufen. Mehr Reaktion hatte es von den schlagenden Verbindungen im Münsterland nicht gegeben. Abgesehen davon, dass einige sich schwer auf den Schlips getreten fühlten und Rens Rahn nach traditioneller Westfalen-Art mit Prügel gedroht hatten. Ihr Tipp, er solle sich neue Rasierklingen kaufen oder sich elektrisch rasieren, das sei gefahrloser.
Die Journalisten verlangen eine Schlagzeile – Rens Rahn empfiehlt ihnen eine gute Philosophie zu entwickeln
Die anwesenden Journalisten hatten erklärt, dass sie sein Verhalten für unprofessionell hielten. Sie seien von ihren Verlegern und Chef- Redakteuren zum Pressetermin geschickt worden, weil man ihn offensichtlich schätze und eine gute Berichterstattung wünsche. Außerdem habe er seine persönliche Philosophie darlegen wollen. Jetzt müsse er liefern. Die Pickelhaube sei ein Flopp. Die Sache mit dem Schmiss sei eher ein Gag. Mit der Schwiss-Story könne er in der Regenbogen-Presse und lila Fraktion wahrscheinlich punkten. Die Farbe ihrer Presse-Häuser sei eher schwarz, manchmal gar haselnuss-braun.
Sie müssten bis heute Abend noch was liefern für die morgige Ausgabe, am besten natürlich was Positives für das Verleger-Herz. Ansonsten müssten sie kreativ werden. „Good news is no news“, hatte ein Volontär gekräht. Eine junge Redakteurin hatte versichert, Sex and crime sei always good. Ob er vielleicht Schlüpfrigkeiten aus der Berliner Szene ausplaudern könne. Im Notfall könne er auch die Scheune des Familien- Bauernhofes abbrennen. Streichhölzer habe sie dabei und auch eine kleine Flasche hochprozentigen Whiskey. Daran solle es nicht scheitern.
Rens Rahn hatte die Nachrichten hungrige Journalisten-Bande mit dem Blick eines verletzten Rehs angeschaut und gejammert, ob sie ihn nicht einfach in Ruhe lassen könnten, ein Philosoph brauche viel Ruhe und Zeit. Er brauche nun liebevolle Zuwendung und werde im Fahrer-Blitz-Service des Bundestages in die tröstenden Armen seines Liebsten gebracht werden. Für die anwesende Presse habe er nur ein Fremdschämen übrig. Sie sollten mal über ihr Leben nachdenken und eine gute Philosophie entwickeln. Selbst sein Bäcker Reiner habe eine Philosophie.