Satire: Dudi-Rudi und der germanische Rufmord
Auschnitt aus dem Satire-Block: Patrioten-Idioten
Satire: Dudi-Rudi und der germanische Rufmord
Dudi Rudi war Zorn geröteten Gesichts die Treppe zum „Strammen Max“ in Berlin-Mitte hinuntergestiegen. Er ächzte und schnaubte, als er seinen übergewichtigen Körper auf den Tresen Hocker wuchtete. Dann knallte er einen Zettel auf den Tresen der Kneipe und brüllte, die Feinde des neuen Germaniens und der guten Sitten hätten sich gegen ihn verschworen. An seine Wohnungstür und auf seinem Moped Sitz hätten Zettel geklebt, die ihn beschimpfen. Man nenne ihn einen Rufmörder und drohe ihm mit Gefängnis. Auf dem Zettel stehe mit fetten Buch „Warnung vor dem Rufmörder „Dudi-Rudi“. Auf den Zetteln stehe, Rufmörder, wie er, seien meist Verlierer und von Neid auf andere zerfressen, denen gut gehe. Sie neideten anderen Menschen ihr Glück, Wohlstand und Gesundheit, weil sie es nicht hätten. Leute wie Rudi versuchten, ihre armselige Existenz durch Mobbing und üble Nachrede aufzuwerten. Dudi-Rudi sei ein hässlicher Mobber, den keiner wirklich möge und das mitten in Berlin.
Bruno Wotan hatte Dudi-Rudi gefragt, wen er denn gemobbt habe. Dudi-Rudi hatte ihn empörte angefahren, er mobbe nicht, sondern decke auf. Er sei ein Detektiv im Auftrag der germanischen Revolution und sein Einsatzort heute sei Berlin-Mitte. Er sei Auge und Ohr der guten deutschen Sitten und auch noch Sprachrohr der Anklage gegen ungermanisches Gesindel.
Er habe zum Beispiel herausgefunden und die Nachbarschaft wissen lassen, dass seine Nachbarin Irmi ihre Katze aus dem Fenster werfe, wenn ihr italienischer Freund zu Besuch komme und sie Amore machten und italienischen Schlager hörten. Er habe dann in seiner Wohnung sehr laute deutsche Marschmusik gehört. Irmi habe behauptet, er stehe tagelang auf dem Balkon, schaukle seine Eier und spioniere ihr nach. Dass ihr Freund aus Italien komme und nicht Rudi heiße, habe er ihr nicht verzeihen können. Das sei üble Nachrede hatte Dudi-Rudi erklärt, dafür müsse Irmi in den Knast gehen, sie beschmutze seine Ehre.
Eine weitere patriotische Tat sei gewesen, dass er herausgefunden habe, dass sein grüner Nachbar den Kater einer anderen Nachbarin entführt habe. Der sei zwar nach zwei Tagen wieder zerzaust aufgetaucht, aber das habe nichts zu bedeuten. Die Grünen seien alle Verbrecher. Er gehe auch davon aus, dass der Grüne Nachbarn von gegenüber, wie übrigens alle Grünen, eine Gefahr für kleine Kinder seien. Es sei bekannt und er lese es immer wieder auf patriotischen Seiten, dass Grüne und Linke es mit der Moral nicht so genau nähmen. Er habe von seinem Balkon aus alle Nachbarn mit Kindern vor den Grünen und besonders vor seinem Grünen Nachbar gewarnt. Jetzt nenne ihn dieser Grüne Lump einen Rufmörder und verlange von ihm, dass er Beweise für seine Behauptungen vorlege. Aber, was er sage, wüssten doch alle und er habe schon öfter gehört, dass er das gesagt habe und das sei doch Beweis genug.
Wenn er auf seinem Balkon in Berlin-Mitte stehe und über andere herziehe, dann vergesse er, dass er keine Frau finde, die bereit sei, mit ihm auf seinem Moped durchs Leben zu knattern, mit oder ohne Auspuff. Die bereit sei, mit ihm auf dem Sofa in Schwarz-Rot-Gold zu sitzen, Germanen Bräu zu trinken und geklaute Chips zu naschen. Stattdessen höre er immer wieder, er solle sich gewichtstechnisch halbieren. Sein Doc setze ihn heftig unter Druck und seine Beine wollten ihn nicht mehr tragen.
Wenn er auf seinem Balkon stehe, über die Welt, Irmi und die Grünen schimpfe, durchflute ihn ein warmes Gefühl und eine Befriedigung, man könne von einem Verbal-Orgasmus sprechen. Dabei tue er dem deutschen Volk einen Gefallen und das nur wenige hundert Meter von der Stelle entfernt, wo der Führer lange Jahre für das Deutsche Reich gewirkt habe. Ihm gebühre ein Orden und keine Anzeige.
Dann habe der Grüne Nachbar auch noch eine attraktive Freundin, die ihm immer wieder mal nett beim Vorbeifahren in die Augen schaue. Auch die müsse er vor Grünen, Italienern und vor dem Grünen Unhold an ihrer Seite warnen. Vielleicht habe er ja bei ihr eine Chance, wenn er den, wie Irmi, wegmobben könne. Nicht er müsse ins Gefängnis, sondern der Grüne Unhold, bestimmte Italiener und viele Grüne. Und er werde dafür sorgen, dass der Grüne von der patriotischen Front in die Fresse bekomme. Dann fände er es toll, wenn seine Freunde aus dem Strammen Max mit dabei wären. Ob jemand einen guten patriotischen Anwalt kenne, der ihn, vielleicht für lau, verteidigen könne.