Satire: Klarer für Deutschland
Auszug aus dem Satire-Buch: Sympa-Satire: DIE GRÜNEN
und der Satire-Sammlung: Neues aus dem „Strammen Max“ und dem „Hanf-Nest“
Der neue Schnaps „Klarer für Deutschland“
Kneipen Chef Erwin hatte eine Runde Freibier für all seine Mannen ausgetan. Dazu hatte er eine Flasche Schnaps auf den Tresen im Strammen Max geknallt und gebrüllt: „Klarer für Deutschland“. „Jawohl, mein Führer“, hatte der Braune Bruno gebrüllt. Man müsse dem Migrantenpack jetzt mal richtig die Flötentöne beibringen. Der Deutsche müsse wieder Herr im eigenen Haus werden. In seinem Betrieb kämen schon mehr als die Hälfte der Kollegen aus dem Ausland. Viele von denen verdienten sogar mehr Geld als er, viele seien echte Streber, die sich gerne auf Schulbänken herumdrückten. Einige seien sogar im Betriebsrat. „Kameraden, wir müssen uns die Heimat zurückerobern“, hatte er mit markiger Stimme erklärt und seine Sauf-Kameraden finster angeschaut. Er hatte das volle Schnaps-Glas von sich gestreckt und seinen Kameraden im „Strammen Max“ zugerufen, „Zur Mitte, zur Titte, zum Sack, zack zack. Und Freiheit für unser Deutschland“, hatte er noch in die rein deutsche Berliner Männerrunde hineingegrölt. Dann hatte er den Schnaps in sich hineingeschüttet. Im nächsten Moment hatte er sich röchelnd an den Hals gegriffen und war vom Hocker gefallen.
Der Durchmarsch von „Klarer für Deutschland“ in Brunos Darm
Der scharfe Rudi hatte die Schnaps-Flasche misstrauisch in die Hand genommen und Kneipen Chef Erwin gefragt, was denn in dieser Flasche mit dem Etikett „Klarer für Deutschland“ drin sei. Das sei ein Geschenk von Patrioten-Freunden, hatte Erwin dem scharfen Rudi erklärt. Das sei ein Schnaps für starke deutsche Männer. Guter Stroh Rum aus der Ostmark von achtzig Prozent und Wodka aus dem Freundesland Russland von fünfzig Prozent. „Klarer für Deutschland“, hatte Erwin gebrüllt und die Schnaps-Gläser auf dem Tresen gefüllt. Doch keiner hatte den Schnaps trinken wollen. Der Braune Bruno hatte auf dem Boden vor dem Tresen gesessen. Mit einem Knall hatte sich dann sein Darm entleert und die furchtbare Alkohol-Gift-Fracht von sich gegeben.
Welcher Kamerad hilft Bruno in der Not?
Mit vollgeschissener Hose hatte der Braune Bruno vor dem Tresen gesessen. Es gab keinen nationalen Knigge für diese beschissene Situation. Die braune Meute hatte forschend Kneipenwirt Erwin angeschaut. In ihrem Leben gab es immer einen Bestimmer, der was zu sagen hatte, dem sie folgen konnten. Zu Hause war das meist die Frau.
Dann war Kneipen Chef und Rudel-Führer Erwin das entscheidende Wort eingefallen. „Sanitäter“, hatte er in die Kneipe gebrüllt und alle Augen hatten sich auf Fiffi Führer gerichtet. Der hieß eigentlich Ferdinand Friedrich Fittner, wurde von Freund und Feind aber „Fiffi“ genannt. Er war ehrenamtlich beim Roten Kreuz tätig. Seine eigentliche Bestimmung aber war es, ein Führer zu sein, so sein Selbstbild. Er hatte als Kind mit ungefähr zehn Jahren den Charly Chaplin Film gesehen „der große Diktator“, und danach hatte seine Berufswahl festgestanden. Er wolle Diktator werden, hatte er seinen verdutzten Eltern mitgeteilt. Er müsse den Film falsch verstanden haben, hatte ihm erst die Mutter erklärt, dann sein Lehrer und schließlich ein Kinderpsychologe. Fiffi aber ließ sich nicht beirren. Darum saß er in der Männerrunde im „Strammen Max“ in Berlin. Es gab kein Volk, kein Reich, aber schon mal wieder einen Führer, dachte er und hoffte auf seine große Stunde. Er erkaufte sich die Anrede „mein Führer“ manchmal durch eine Lokalrunde.
Medizinisch sehe er kein Problem, hatte Kamerad Fiffi empört gekreischt. Erwin aber hatte ihn angebrüllt, ob er ein Kameraden-Schwein sei und den im Kampf verletzten Kameraden in seinem Blut liegen lassen wolle. „Nix Blut, viel Scheiße“, hatte Fiffi Führer sich empört. Wer den Schnaps-Scheiß gepanscht habe, der solle auch den Dünnpfiff wegmachen.
Kalte Dusche für den Braunen Bruno
Der Braune Bruno war dann von allen an den Füßen in die Toilette geschleppt worden. Er war solange mit eiskaltem Wasser aus dem Putz-Eimer, angereichert mit viel Spülmittel von der Theke, übergossen worden, bis er mehr nach Spülmittel-Zitronenduft als nach Scheiße gerochen hatte. Dann hatte seine Frau ihn mit einer Schubkarre abgeholt. Bruno wohnte nur ein paar Straßen weiter. Sie hatte die verschissenen Klamotten in eine Plastik-Tüte gepackt und Bruno in einen Jogging Anzug.
Bruno hatte tags drauf bei Erwin angerufen und erklärt, er überlege, ihn wegen Körperverletzung anzuzeigen. Wenn er Gift in seiner Kneipe ausschenke, müsse er für die Folgen aufkommen. Erwin müsse ihm Schmerzensgeld und Schadensersatz zahlen, sage seine Frau. Er habe drei Tage nicht zur Arbeit gehen können und mächtig Ärger auf der Arbeit bekommen. Irgendwie habe der Betriebsrat Wind vom patriotischen Schnaps und seinen Worten bekommen. Einer der Kameraden habe wohl nicht dichtgehalten. Jetzt wolle ihn der Betriebsrat befragen. In seinem Unternehmen käme fast die Hälfte der Kollegen aus fremden Ländern oder Kulturen oder seien eingewandert. Bei Hass-Reden gegen Kollegen drohe die Kündigung. Er müsse die Mannen aus der Runde dringend sprechen. Die Parole hieße jetzt, „Schnauze halten und Brunos Job sichern“.