Satire: Germanen-Gott Wotan und Brunos schwache Blase
Ausschnitt aus der Satire Sammlung: Sympa-Satire – Die Grünen
und der Satire-Sammlung: Neues aus dem „Strammen Max“ und dem „Hanf-Nest“
Das Wotan-Sommerfest in Berlin, das Germanische Reich und Berliner Met
Zur Feier der Sommersonnenwende hatte der Braune Bruno sich im Internet für zwanzig Euro einen Plastik-Helm mit dem Namen „Gehörnter Wikinger“ gekauft. Bullige Hörner waren auf den Helm geschraubt worden mit ein wenig Zottelhaar vom Kuhschwanz dazwischen. Bruno hatte erklärt, die Sonnensonnenwende Ende Juni sei der Tag der Fruchtbarkeit. Darum sei ihm jetzt die Idee gekommen, in Berlin ein Wotan-Sommerfest zu veranstalten.
Bruno Pieck nannte sich selbst gerne Wotan Bruno. Mit seinem Wotan-Helm auf dem Kopf durchflutete ihn die Manneskraft eines Germanen. Bruno war ein großer Fan des Germanen Chef-Gottes Wotan. Der mochte Krieg und Gewalt, List und Tücke, hatte einen gewaltigen Vollbart und im Kampfe ein Auge verloren. „Immer druff“, seien seine und Wotans Philosophie, schwärmte Bruno gerne am Tresen der national gesonnenen Berliner Kneipe „Strammer Max“. Mit dem Wotan-Helm auf dem Kopf gelang es Bruno, die schwächelnde Blase zu vergessen und den erhöhten Blutdruck. Und die Glatze war prächtig abgedeckt.
Wotan Bruno hatte erklärt, Deutschland brauche die Wiedergeburt des Germanen-Kultes, der Weg nach vorne müsse zurückführen ins Deutsche Reich nach germanischer Art. Ein Wotan-Sommerfest in Berlin sei dazu ein guter Beitrag. Er war von den Kameraden im „Strammen Max“ mit einem schmissigen, „Hipp, hipp, hurra“ zum Organisator des Festes bestimmt worden.
Germanen-Trunk „Berliner Wotan Brause“
Kneipenwirt Erwin hatte beschlossen, dass der Beitrag des „Strammen Max“ für das „Neue Germanien“ ein Germanen Trunk auf Met- Basis sein werde. In der Thekenrunde hatten die Kameraden des „Strammen Max“ beschlossen, den Germanen-Trunk „Berliner Wotan Brause“ zu nennen. Laut Bruno hatten sich bereits die Wikinger und Germanen am Met erfreut. Das sei ein alkoholischer Göttertrunk. Kneipenwirt Erwin hatte sich im Internet auf patriotischen Seiten zum Thema „Met brauen“ schlau gemacht. „Berliner Wotan Brause“ klinge echt knorke, voll männlich und germanisch, hatte er erklärt.
Ehrfurchtsvoll hatte Erwin an der Theke aus dem germanischen Handbuch vorgelesen. Met, auch Honigwein genannt, sei ein alkoholisches Getränk aus Honig und Wasser. Das Honig-Wasser Gemisch gäre unter Zusatz von Reinhefe zu köstlichem Met. Der Met sei süß, würzig und belebend und der vielfältige Krafttrunk aus den nordischen Regionen habe es in sich. Met könne bis zu 20 Prozent Alkohol enthalten. Getrunken werde Met sowohl heiß als auch kalt. Mit Kirschen vergorener oder mit Kirschsaft vermischter Met werde häufig als Wikingerblut oder Odinsblut bezeichnet. Met mit einer scharfen Gewürzmischung werde als Drachenblut bezeichnet.
Der Braune Bruno hatte leicht verärgert erklärt, der Name „Berliner Wotan Brause“ sei Germanen-stark und männlich. Honigwein, ob warm oder kalt, werde er aber auf keinen Fall trinken. An Ende mutiere er noch zu einem Öko und esse Müsli. Er werde auf keinen Fall dieses süße Zeug trinken und als Öko-Tunte enden. Die Theken-Kameradschaft hatte beschlossen, die Berliner Weiße im „Strammen Max“ in“ Berliner Wotan Brause“ umzubenennen.
Ist der Braune Bruno ein Bürgerschreck ?
Zwei Wochen später drohte die Wiedergeburt des Germanen-Kultes an einer menschlichen Schwäche Brunos zu scheitern. Bruno war mit hochrotem Gesicht im „Stammen Max“ erschienen und hatte sich gleich zwei Schnäpse und zwei „Berliner Wotan Brause“ genehmigt. Er hatte sich seinen Wotan -Helm aufgesetzt und mit finsterer Miene erklärt, er sei Opfer einer miesen Intrige und Verleumdungskampagne geworden. In seinem Mietshaus zeigten die Nachbarn mit Fingern auf ihn und würden ihn den „Bruno Wildpinkler“ nennen.
Die Kameraden-Runde im „Strammen Max“ hatte ihn erstaunt angeschaut und gefragt, was denn passiert sei. Bruno hatte erklärt, wie alle wüssten, habe man in den letzten Wochen manch lange Sitzung im Kameradenkreis an der Theke gehabt, um das Wotan-Sommerfest vorzubereiten. Er habe dabei auch gut und gerne „Berliner Wotan-Brause“ getankt. Wenn er dann mit dem Fahrrad nach Hause gefahren sei, habe er des Öfteren bemerkt, dass er einen ordentlichen Druck auf der Blase gehabt habe. Nun sei seine Germanen-Blase mit Ende Fünfzig nicht mehr so stabil wie früher, trotz des Wotan-Helms auf dem Kopf. Zu Hause angekommen, habe er häufig bemerkt, dass er sofort Wasser lassen müsse oder sich sonst ein Malheur geschehe. Vielleicht hätte er es dann noch bis zur Wohnung im ersten Stock geschafft. Aber im Flur oder in der Wohnung in die Hose zu pinkeln, hätte richtigen Ärger bedeutet. Er hätte Frau und Kinder aufgeweckt, wenn er dann spät nachts den Flur hätte wischen müssen und die nasse Hose und die Socken in der Maschine gewaschen hätte.
Spät abends im Germanen-Wald
Er habe stattdessen die mannhafte germanische Lösung gewählt. Er habe sich zwischen die beiden großen Koniferen vor dem Haus gestellt, wo auch die Fahrräder in den Fahrradständern abgestellt seien. Er habe sich jedes Mal vorgestellt, er befinde sich in einem germanischen Wald und schlage mit wonnigem Seufzer das Wasser hinter einer Eiche ab. Das mit dem wonnigen Seufzer habe gut geklappt und auch das beruhigende Plätschern des Bergbaches, sein Pinkeln nämlich, habe ihm gefallen. Er sei dann gut gelaunt zu Frau und Kindern heimgekehrt. Die hätten so ungestört weiterschlafen können und er habe nach alter Väter- und Germanen-Art die Bäume des Waldes gewässert.
Nachstellungen durch den Linken Freddy
Vorgestern aber sei beim entspannten Spaziergang im Germanen-Wald plötzlich die Außenlampe am Mietshaus angegangen und der Linke Freddy von nebenan aus dem ersten Stockwerk habe aus dem Fenster gebrüllt, wie er es wagen könne, mitten hinein an die Fahrräder vor dem Haus zu pinkeln. Seit Wochen röche es dort schon wie auf einem Pissoir. Seine Frau, die rote Hannah, habe mit dem Handy gefilmt, wie er in seiner Urin-Pfütze mit offener Hose und Germanen-Helm auf dem Kopf dagestanden sei.
Tags drauf sei der Terror losgegangen. Seine Frau sei beim Bäcker gefragt worden, ob ihr Mann noch ganz dicht sei und ob er ein Exhibitionist sei. Seine Frau drohe nun mit Scheidung, seine 16-jährige Tochter wolle ausziehen, sein Sohn nicht mehr mit ihm zum Fußballspiel gehen. Und das alles wegen seiner schwachen Blase und dem Volksverräter Freddy. Hier müsse was geschehen. Er sei per Post zum Gespräch bei der Polizei vorgeladen worden. Er solle dort zum Vorwurf des Exhibitionismus nach Paragraph 183 befragt werden. Ein Kumpel bei der Polizei habe ihm erklärt, schon das Zeigen eines Geschlechtsteils sei strafbar, wenn man sich dabei erregen wolle. Sein lautes Seufzen beim Pinkeln werfe hier Fragen auf. Der Germanen-Helm auf dem Kopf und das Heben des rechten Armes beim Pinkeln beschäftige nun auch den Staats Schutz. Es lägen ziemlich eindeutige Fotos des Vorgangs vor.
Die Ehren-Schutz Erklärung
Bruno hatte in der Kneipenrunde feierlich erklärt, es sei niemals seine Absicht gewesen, ein Kinderherz zu kränken, Fahrräder zu beschädigen oder Leute sexuell zu erschrecken. Im Übrigen, hatte Bruno empört erklärt, sei es ja wohl kein Zufall, dass Freddy, diese Linke Bazille, ihn mit Flutlicht überfallen habe und seine Frau, die Rote Hannah, ihn gefilmt habe. So werde die patriotische Front in Deutschland verfolgt.
Er habe aus seinem Missgeschick gelernt und erst gestern habe er versucht, mit Germanen-Weisheit die Lage zu verbessern. Nach gewohnter Theken-Sitzung habe er zwar wie gewohnt, nach alter Väter Sitte, hinter der Eiche im Germanen-Wald sein Wasser gelassen. Er sei dann aber sofort nach oben geeilt und habe aus dem Fenster einen Eimer Wasser mit viel Essig in Richtung Fahrräder und Koniferen geschüttet, um seinen Urin zu neutralisieren. Er habe sich dabei vorgestellt, dass der germanische Kriegs-Gott Wotan eine reinigende Wolke gesendet habe. Freddys Frau Hannah, diese Volks-Verräterin, habe einen Strich durch diese germanische Rechnung gemacht. Sie habe ihm offensichtlich nachgestellt. Er habe draußen Wotans Kriegs-Blitze gesehen. Als er dann den Eimer ausgeschüttet habe, sei von draußen ein großes Geschrei ertönt. Hannah, diese linke Schlange, behaupte nun, sie habe Blitzlicht-Fotos vom Tatort machen wollen und sei von Bruno mit ätzender Flüssigkeit überschüttet worden. Sie habe Anzeige gegen ihn erstattet, wegen Wildpinkelei, Sachbeschädigung und Körperverletzung. Er erwarte nun von seinen Kameraden, dass sie im Kampf gegen die linke Volksfront wie eine Eins geschlossen hinter ihm stünden. Sonst stehe er als Organisator des Wotan- Sommerfestes nicht zur Verfügung.
Er solle nun, wie gesagt, von der Polizei verhört werden. Ein patriotischer Kumpel bei der Polizei habe ihm verraten, dass man vielleicht im „Strammen Max“ nachfragen werde, wieviel Alkohol er abends trinke. Betrunken dürfe er auch nicht Rad fahren, das könne ihn seinen Führerschein kosten. Außerdem könnte da noch eine Rechnung auf ihn zukommen. Einmal Wildpinkeln koste in Berlin 20 Euro. Der Kumpel von der Polizei habe ihm erklärt, er könne auch Einlagen in der Hose tragen. Dann ginge das Wasser in die Windeln und er gehe nicht in den Knast. Bruno hatte erklärt, dieser Staat sei vollkommen auf den Hund gekommen. Es sei Zeit, dass die patriotische germanische Front hier eingreife. Der Vorfall zeige deutlich, welch miesen Charakter der Linke Fredy und seine Mischpoke hätten. Er erwarte nun von seinen Kameraden geistige und moralische Unterstützung. Die Ehre Germaniens stehe auf dem Spiel.