Satire: Make the Gartenzwerg great again – (MGGA in Münster)
Ausschnitt aus den Sa
Ausschnitt aus dem Satire-Buch: Die Münster-Satire: Hotte-Hoppe-Heiter
Es war wieder Frühling geworden und Hotte trank den ersten Kaffee auf der Terrasse. Sein wehmütiger Blick fiel auf den Zwergengarten, der noch in Unkraut-Pracht wucherte. Schneewittchen und die sieben Zwerge, Ali Baba und einige Räuber gingen im Farnkraut fast unter. Aus der türkischen Gemeinde hatte Hotte die Mail erreicht, wenn der türkische Präsident von Löwenzahn umwuchert werde, sei das respektlos. Hotte habe sich damit bereits einige Peitschenhiebe auf die Fußsohlen verdient. Man werde das Geschehen in seinem Garten mit einer Drohne weiterhin überwachen. Man gebe ihm sieben Tage, um den Respekt vor dem Präsidenten wiederherzustellen.
Die Mail war Hotte auf den Magen geschlagen und er hatte umgehend seinen Rechtsbeistand und Kumpel seit Schultagen, Dr. Theodor von Torff angerufen. An guten Tagen nannte der diesen, wie seit Schultagen, sein Törfchen, an schlechten Tagen nannte er ihn einen Torfkopf. Der hatte ihm geraten, seinen Garten blitzschnell in Schuss zu bringen. Mit türkischen Nationalisten sei nicht zu spaßen.
Dann habe er noch viel Arbeit vor sich, hatte Hotte geseufzt und gleich überlegt, wie der diese Arbeit Anderen aufhalsen könne. Umgraben, Unkraut ziehen und Zwerge putzen, überließ er gerne Anderen. Doch seine Frau Irene hatte abgewinkt. Der Zwergengarten sei sein Ding. Ihretwegen könne er alle Zwerge entsorgen. Sie schlage vor, dass er eine Garten-Firma mit der Entrümplung beauftrage. Dann könne man im Garten Kunstrasen verlegen lassen. Sie brauche im Sommer eigentlich nur Platz für einen Liegestuhl, einen Sonnenschirm und vielleicht einen kleinen Tisch, um den Kaffee abzustellen. Für diese Renovierung könne sie sich begeistern.
Das werde er auf keinen Fall machen, hatte Hotte gebrüllt. Er sei stolzes Mitglied des Vereins „Dein Zwerg und Du“ und er werde seine geliebten Gartenzwerge nicht verraten. Das Projekt hieße: Express-Renovierung des Zwergengartens. Gerne könne sie weiterhin ihren Liegestuhl zwischen die Gartenzwerge schieben, nur beschädigen dürfe sie keinen, sonst werde er sie daran erinnern, wem Haus und Garten gehörten und ihr seinen Rechtswalt, das Törfchen, auf den Hals hetzen. Beim Gartenzwerg höre die Liebe auf.
Hotte hatte sich in der Törfchen-Kanzlei einen Termin geben lassen und mit dem Törfchen überlegt, wie man die Kosten für die Renovierung des Gartens den Mietern aufhalsen könne. Immerhin durften sie permanent in seinen Garten hinunterschauen. Die Renovierung des Gartens sei ohne jeden Zweifel eine Modernisierung des Hauses, hatten die beiden beschlossen und die könne man auf die Miete aufschlagen. Dr. Theodor von Torff hatte den Mietern geschrieben, die Knappheit an Wohnraum in Münster sei ihnen gewiss ebenso bekannt wie auch das ständige Bemühen ihres Vermieters, die Ästhetik des Hauses zu optimieren. Man gehe deshalb davon aus, dass keiner der Mieter einer durch diese Renovierung bedingten Mieterhöhung widersprechen werde. Es sei möglich, die Kosten der Renovierung durch eine freiwillige Teilnahme der Mieter an der Renovierung zu reduzieren. Man habe eine Gärtnerei mit der Arbeit beauftragt und die sei bereit, Mieter des Hauses in die Arbeiten einzubinden. Hotte werde im Hausflur eine Liste auslegen mit notwendigen Arbeiten zur Aktion „Make the Gartenzwerg great again“. Jeder, der teilnehme und dazu qualifiziert sei, könne sich seines Verdienstes um das nationale Erbe Deutschlands sicher sein. Wer nicht teilnehme, stehe auf der Abschussliste. Man wisse in Deutschland, wie man mit Volksfeinden umzugehen habe. Jeder Mieter könne nun in einem Zeitraum von zwei Wochen selbst entscheiden, wo er stehen wolle. Fest an der Seite des deutschen Gartenzwerges oder auf der Feindesseite.
Genüsslich hatte Hotte sich auf der Terrasse noch eine weitere Tasse Öko-Kaffee vom Feinsten eingeschenkt. Nachdem die Frage der Finanzierung und Arbeitsleistung nun geklärt war, konnte er als der technische Direktor nun entspannt zum kreativen Teil der Arbeit schreiten, der Neugestaltung des Zwergengartens. Er wollte dem Vorstand des Vereins „Dein Zwerg und Du“ vorschlagen, beim Kulturamt der Stadt Münster den Antrag zu stellen, Gärten mit vielen Zwergen, als Zwergen-Gärten zu Kultur-Gütern zu erheben. Ein Zwergengarten sei nicht Ausdruck zwanghaften Spießer-Denkens, sondern Ausdruck deutscher Kultur. Der Trend gehe heute eindeutig in Richtung Heimat und Folklore. Er selbst überlege, seinen Zwergengarten durch Musik aufzuwerten und so das nationale Denken der Nachbarschaft zu fördern. Er werde sehen, wie die Nachbarschaft auf deutsche Marschmusik reagiere. Marschierende Zwerge im Garten, sei eine Zukunftsvision, für die er sich als Designer begeistern könne.
„Make the German Gartenzwerg great again“, hatte er mit seinem Megafon in die Mittagsruhe hineingebrüllt. Zwei Babys im Nachbarhaus hatten angefangen zu weinen und der Anarcho-Rapper Mieter vom Haus gegenüber hatte mit lauter Reggae Musik geantwortet. Hotte hatte als Antwort mit seiner Schrotflinte in die Luft geschossen und eine Taube war aus dem Baum im Garten in den Teich gefallen. „Saubande“, hatte Hotte ins Megafon gebrüllt und sich dann in seinem atomsicheren Bastelkeller verbarrikadiert.