Satire: Throni, die XXXXL Rubens-Lady
Ausschnitt aus dem Satire-Block: He-HaSatire
Ferdi hatte immer wieder unfreiwillig mit der dicken Throni zu tun, die eigentlich Theresa Kaiser hieß. Weil sie aber sehr majestätisch auftrat, nannten alle sie Throni. Die hatte einmal erklärt, es sei ihr wurscht, wie jemand sie nenne, Hauptsache er pariere. Und weil sie sehr übergewichtig war, nannten viele sie die dicke Throni. Sie aß gerne Süßes und trank am liebsten Sekt und Cola. Throni war auch Mieterin im Haus Wolkenstrasse 5 in Berlin. Throni hatte das Gefühl, von den Eigentümern im Haus, insbesondere vom ihrem Vermieter, nicht ernst genommen zu werden. „Die machen doch mit uns, was sie wollen“, empörte sie sich gerne.
Die jährliche Nebenkosten-Abrechnung des Vermieters betrachtete sie als persönlichen Angriff. Sie hatte auf dem Markt in Berlin Mitte einen Verkaufsstand für Gemüse und Süßigkeiten. Sie konnte zuckersüß reden, aber auch die Hände in die Hüften stemmen und giften. Wer sie bei den Mülleimern draußen vor dem Haus oder im Waschkeller traf, hatte Mühe, ihrem Geschwätz zu entkommen. Sie tauchte immer wieder mal vor Doros Tür auf und erklärte, sie habe Wichtiges mit Doro zu besprechen. Einmal hatte sie sogar eine Flasche Sekt unterm Arm gehabt. Sie versuchte dann meist, sich an Ferdi vorbei in Doros Wohnung zu zwängen. Doro hatte Ferdi gebeten, sie unter keinen Umständen in die Wohnung zu lassen. Er solle sagen, sie sei nicht zu Hause.
Wenn Doro Nachbarin Throni im Hausflur traf, rollte sie anschließend die Augen. Doro hatte erklärt, Throni jammere im ganzen Haus, ihr Vermieter, Felix Eisenstein, höre ihr einfach nicht zu. Egal, ob es darum gehe, dass das Licht in der Waschküche dauernd ausfalle. Oder dass irgendwer dauernd die Glühbirne im Waschkeller klaue. Der Vermieter-Typ antworte immer nur, das sei nicht seine Angelegenheit. Zuletzt habe er ihr per Mail und Fax erklärt, die Zuständigkeit für ihre Beschwerden sei im Mietvertrag geregelt. Für die Beleuchtung vor dem Hause zum Beispiel, die Trockner im Waschkeller, die Waschmaschinen, die Haustür der Wohnanlage und die Mülleimer draußen, sei allein die Hausverwaltung zuständig. Throni hatte erklärt, der Typ sei ein Scheiß Macho und seit neuestem auch nicht mehr telefonisch zu erreichen. Und dieser fiese aufdringliche Typ versuche immer, sie mit Blicken auszuziehen. Alle im Haus konnten gut verstehen, warum der Vermieter ihre Telefonnummer blockiert hatte.
Throni im Aufzug zu begegnen, konnte für Männer problematisch werden. Sie war klein, wog geschätzte 120 Kilo und hielt sich für sexy. Wenn sie im Aufzug stand, wurde es eng für einen zweiten Menschen. Throni war offensichtlich sparsam, warf keine alten Sachen weg, sondern trug sie zu Hause auf, wie sie sagte. Zu Hause umfasste das gesamte Haus und die Außenanlagen. Dort war sie in den alten T-Shirts von früher unterwegs, die jede ihrer Speckrollen deutlich zur Schau stellten. Sie sei ein Rubens-Model, erklärte sie gerne.
Ferdi hatte vor kurzem mit dem Aufzug in Doros Wohnung hochfahren wollen, als sie aus dem Aufzug gekommen war. Sie trug ein schwarzes uralt T- Shirt mit Silber Sternen, das zu platzen drohte. Sie sah aus, wie eine Fleischwurst mit zu wenig Haut an den Enden. „Guck nicht so blöd“, hatte sie ihn angefaucht“, „Dreh dich um“. Er fände Fleischberge nicht erotisch, hatte er ihr erklärt. Throni war mit giftigem Blick abgerauscht. Doro hatte erklärt, sie werde sich Throni mal vornehmen. Das mit den knatsch engen Shirts habe sie auch schon gesehen. Und dann stelle Throni ihre Müllsäcke gerne mal in der Tiefgarage ab, wenn die Mülltonnen draußen voll seien. Es seien schon Ratten in der Tiefgarage gesehen worden. Ihr Vermieter war bei der Eigentümer-Versammlung gebeten worden, sie deshalb zu kontaktieren. Der hatte erklärte, er werde das über seinen Anwalt regeln und mit einer Abmahnung verbinden.
Im Sommer lag Throni gerne im Bikini auf ihrem Balkon. Eines Tages hatte es laut gekracht, weil der Liegestuhl unter ihr zusammengebrochen war. Ferdi hatte von Doros Balkon heruntergeschaut. Nicht nur der Liegestuhl, auch der Bikini aus frühen Jugendzeiten, hatte den Geist aufgeben. Throni war ächzend aus den Holz Trümmern aufgestanden und hatte wütend umhergeschaut. Ein Nachbar zur Seite hatte über die Balkon Absperrung geschaut und gefragt, ob er helfen könne. Sie hatte ihn angebrüllt, er sei ein verdammter Spanner und sie käme gleich mal mit dem Besen rüber. Die nackte und wütende Throni war ein Bild, das Ferdi hatte schaudern lassen. Einige Männer aus der Wolkenstrasse 5 in Berlin, die sie bereits angebrüllt und beschimpft hatte, hielten sich, wenn sie Throni begegneten, die Hände vor die Augen. Andere gingen rückwärts an ihr vorbei. Das war nicht ohne Risiko, weil Throni solche Frechheiten gleich bestrafte. Mancher Mann war bei der Aktion schon über irgendwas gestolpert und hatte sich böse hingelegt. Throni erklärt dann, damit habe sie nichts zu tun, Männer seien eben dämliche Schweine und Strafe müsse sein.